Wo habe ich nur das Handy hingelegt? Wann war nochmal der Termin beim Zahnarzt? Wenn Du Dir diese Fragen auch häufiger stellst, haben wir vielleicht eine Lösung dafür: Ausdauersport! Der hält nämlich nicht nur das Herz-Kreislaufsystem in Schwung, sondern hilft außerdem gegen Vergesslichkeit, wie verschiedene Studien belegen.
Ausdauersport hilft gegen Vergesslichkeit
Neben den positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, auf Fitness und Wohlbefinden hat Ausdauersport noch einen weiteren Vorteil: Er trainiert das Gehirn. Kurz: Ausdauersport stärkt das Gedächtnis. Schon ein leichtes Ausdauertraining führt zur Vergrößerung des Hirnareals, das für das Erinnerungsvermögen verantwortlich ist. Gleichzeitig verbessert es die Gehirndurchblutung, die altersbedingt ab dem 20. Lebensjahr mit jedem Jahrzehnt um 1-2% abnimmt.
Sport hilft beim Lernen
Dass sportliche Aktivität einen positiven Einfluss auf das Lernen hat, ist schon länger bekannt. Aber wann ist der beste Zeitpunkt für Sport – vor oder nach der Lernzeit? Eine Studie des Donders Institute an der Radboud Universität in den Niederlanden liefert darauf eine ganz konkrete Antwort: Wer vier Stunden nach dem Lernen Sport treibt, erinnert sich noch zwei Tage danach am besten an das zuvor Erlernte.
Die Teilnehmer der Studie mussten sich bestimmte Bildreihenfolgen merken. Am besten schnitten diejenigen ab, die vier Stunden nach dem Lernen Sport gemacht hatten. Das schlechteste Erinnerungsvermögen hatten hingegen diejenigen, die gar keinen Sport gemacht hatten. Gleichzeitig wurden Gehirnscans (MRT) durchgeführt, die die Testergebnisse bestätigten: Der Hippocampus, der für Gedächtnis und Lernen verantwortlich ist, konnte bei diesen Versuchspersonen die Information genauer abrufen.
Ausdauersport im Alter schützt vor Gedächtnisverlust
Von den positiven Auswirkungen von Ausdauersport auf das Erinnerungsvermögen profitiert z.B. auch die Generation 50+. Mit zunehmendem Alter schrumpft der Hippocampus (und damit das Erinnerungsvermögen) um ein bis zwei Prozent im Jahr. Mit Ausdauersport lässt sich der altersbedingte Gedächtnisverlust aber wirkungsvoll aufhalten. Beim Sport wird das Gehirn stärker durchblutet und besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das steigert die geistige Leistungsfähigkeit. Beliebte Ausdauersportarten sind ein leichten Laufband-Training oder Fahrradfahren auf dem Ergometer. Bei Gelenk- oder Rückenproblemen sind gelenkschonende Liegeergometer mit Rückenlehne empfehlenswert.
In einer Studie des Psychologen Kirk Erickson von der University of Pittsburgh wurden 120 ältere Teilnehmer zwischen 55 und 80 Jahren in eine Sportgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Während die Sportgruppe ein Jahr lang drei Mal wöchentlich ein 40-minütiges Ausdauertraining absolvierte, machte die Kontrollgruppe nur leichte Dehnübungen. Nach einem Jahr war eine bestimmte Region des Hippocampu in der Stretching-Gruppe um etwa 1,4 Prozent geschrumpft, in der Ausdauer-Gruppe hingegen war diese Region um etwa zwei Prozent größer geworden. Die Kontrollgruppe hatte demnach den normalen Alterungsprozess durchlaufen; die Sportgruppe hingegen konnte diesen Prozess nicht nur aufhalten, sondern sogar umkehren.
Einen möglichen Grund für die Vergrößerung des Hippocampus ergaben die Blutproben: Bei der Ausdauer-Gruppe stieg der Gehalt von BDNF (brain-derived neurotrophic factor) im Blut. Dieser Wachstumsfaktor trägt dazu bei, neues Hirngewebe zu bilden und neue Verbindungen zwischen bestehenden Nervenzellen zu knüpfen.
Ausdauersport stärkt das Gedächtnis
Regelmäßiger Ausdauersport wirkt also nicht nur auf die körperliche Fitness, sondern auch auf die geistige. Davon profitieren wir zum einen beim Lernen, zum anderen lässt sich dadurch die Vergesslichkeit im fortschreitendem Alter / der altersbedingte Gedächtnisverlust aufhalten. In Kombination mit geistiger Aktivität und einer gesundheitsbewussten Ernährung hilft körperliches Training dem Gehirn dabei, gesund und fit zu bleiben. Und: Um mit dem Ausdauersport anzufangen, ist es nie zu spät.