Regelmäßig stellen Euch unsere Kollegen hier im Fitness-Blog ihre Lieblingsartikel vor. Da können wir als Fitness-Blogger natürlich nicht fehlen. Ich mache mal den Anfang mit meiner Fitnessgeräte-Preisverleihung. Allerdings habe ich einen entscheidenden Nachteil, wie ich ganz bescheiden zugeben muss: Ich kenne mich ziemlich gut mit unseren Produkten aus. Daher muss ich die Wahl meines Lieblingsartikels auch gründlich durchleuchten. Denn wie sagte Proust so schön: Worüber wir nicht ernsthaft nachgedacht haben, das vergessen wir bald. Und Fitness sollte man nicht einfach so vergessen. Tatsächlich kann ich mich nur schwer entscheiden und habe daher meine Lieblingsartikel in verschiedenen Kategorien gekürt.
Ich halte gründliches Überlegen und konstruktiven Zweifel für sehr wichtig und für – zumindest ein wenig – geistreich. Karrieretechnisch ist das natürlich katastrophal, aber immer noch besser als hinterher damit beschäftigt zu sein, Fehler zu beheben. Aus diesem Grund war es für mich sehr wichtig, die Preiskategorien und die Preisträger sehr genau zu wählen. Ich bin also durch meinen Gedankenpalast spaziert, habe unser Angebot inspiziert, Stärken und Schwächen seziert und letzten Endes meine Lieblingsartikel prämiert.
Pulp Fiction Award oder: WTF? – Why the face?
Der Pulp-Fiction-Award steht für etwas ganz Verblüffendes und irgendwie Schräges. Ich war 1994 in London und an jeder U-Bahn-Station hingen Plakate von diesem Film, die mir aber überhaupt nichts sagten, aber im Gedächtnis geblieben sind. Bis ich den Film 4 Jahre später dann endlich gesehen habe und hinterher dachte: Geil, aber was soll das? So ging es mir auch, als ich vor ca. 3-4 Jahren einen Sauna-Anzug in der Hand hielt. Ich sollte ihn in den Shop einbauen und habe ihn dafür natürlich auch aus- bzw. anprobiert. Das sorgte für Unterhaltung im Büro. Verblüffend war das Produkt für mich aber eher, weil ich es von woanders kannte. Ich habe vorher für einen Online-Fachhandel für Erwachsenen-Unterhaltung gearbeitet und da gab es viele verschiedene Sauna-Anzüge. Sie dienten auch dort dem gleichen Zweck – das Schwitzen anzuregen – jedoch liegen den beiden Shops unterschiedliche Motivationen zu Grunde.
Little Miss Sunshine oder: die Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Und der Betrachter bin ja ich! Little Miss Sunshine ist ein einfach schöner Film, in dem es auch um Schönheit geht. Damit meine ich nicht, dass es schön ist, Steve Carrell endlich mal in einer richtig guten Rolle zu sehen: als suizidalen, homosexuellen und zweitwichtigsten Marcel-Proust-Gelehrten der USA, sondern weil es in dem Film einen Schönheits-Wettbewerb gibt und vor allem den Weg dahin.
Wir werden von interessierten Zeitschriften öfter nach besonders schönen Fitnessgeräten gefragt. In der Tat gibt es mittlerweile wirklich edle, “schöne” Fitnessgeräte, zum Beispiel Rudergeräte aus Holz oder die Kompakthanteln von Hock. Nur haben die dann auch nicht so viel von dem unscheinbaren Low-Budget Charm des Films, dem dieser Award gewidmet ist. Daher geht dieser Preis an Sprossenwände, denn die haben vieles von dem Film: sie sind unauffällig, aber vielseitig. Sie sind mindestens so alt wie Alan Alda, der den Großvater spielt. Haben den Independent-Geist von Paul Dano und sie bieten einige Übungen, die mindestens so schwierig aber auch lohnend wie Proust-Lektüre sind. Um diese Übungen zu beherrschen, muss man aber wahrscheinlich noch etwas länger trainieren, als die Suche nach der verlorenen Zeit dauert. Beides lohnt sich aber und der Film auch!
Indiana-Jones-4-Award oder: das ist nicht passiert
Die Langversion dieses Preises lautet: So schlecht und/oder unnötig und undurchdacht, dass ich mich weigere zu akzeptieren, dass es dieses Produkt gibt.
Wovon haben wir gerade gesprochen? Indiana Jones? Ich liebe Indiana Jones, eine der beste Film-Trilogien aller Zeiten!
Life-Of-Brian-Award oder: der enorme Spaßfaktor
Dieser Preis, der nur an Produkte mit wirklich enormem Spaßfaktor verliehen werden kann, geht an das Gartentrampolin. Nicht nur der Osterhase ist von Gartentrampolinen begeistert, die enorme Nachfrage, die wir dieses Jahr verzeichnen können, spricht dafür, dass auch normalsterbliche Menschen Gartentrampoline wollen. Und ich bin mir sicher: nicht nur für Ihre Kinder. Letzten Sommer habe ich einen Schulfreund in der Rhön besucht. Der hat da mit Frau und zwei Kindern ein schönes Häuschen, fährt einen Hybrid, hat Solarzellen auf dem Dach, Manufactum-Möbel und eben ein Gartentrampolin im Garten. Tagsüber haben noch die Kinder darauf getobt und es ist super, wenn Sie sich bewegen und Freude an der Bewegung haben (und am Ende des Tages so kaputt sind, dass sie etwas früher ins Bett müssen). Als die Kinder sich dann ausgetobt hatten, sind tatsächlich die “Erwachsenen” auf das Trampolin gegangen und haben getobt: springend, die Bälle der Kinder gegen das Sicherheitsnetz schießend, manchmal nur liegend und nostalgierend und hin und wieder auch am Bier nippend. Selbst wir Mittdreißiger, selbst mit Hybrid und Manufactum-Möbeln bringt das Trampolin noch Spaß. Für diesen enormen Spaßfaktor gibt es den Award.
Requiem-for-a-Dream-Award oder: Großartig, aber nie wieder
Habt Ihr Requiem for a Dream gesehen? Der Film ist ohne Zweifel großartig: Gutes Buch, gute Schauspieler, gute Regie. Aber der Film ist auch sehr düster und dadurch unglaublich anstrengend.
Habt Ihr im Fitness-Studio mal einen Indoor-Cycle-Kurs mitgemacht? Das ist ohne Zweifel ein großartiges Training: Schweißtreibend, verbessert die Ausdauer und die Kraft in den Beinen. Aber das Training ist unglaublich anstrengend. Ich habe das einmal probiert: mich von einer kleinen Frau zu schneller Musik anschreien lassen und mir nach ca. 10 Minuten die Lunge aus dem Leib gehaucht. Großartig, aber nicht wieder!
Episode-V-Award oder: Fortsetzungen können besser sein [Spoiler-Alarm]
Wir hatten zwei Beutel Whey-Protein, 75 Kapseln cardiostrong Thermoeffect, 5 Rezepte für hochdosierte Smoothies, einen Salzstreuer halbvoll L-Arginin-Pulver und das ganze Universum bunter Booster, Kreas, Charger, Gainer … außerdem 1l Protein-Shake, 1l Pre-Workout-Smoothies, ein Kasten Iso-Drinks und einen Karton Power-Gels.
Nicht dass wir das alles für das Rennen gebraucht hätten, aber wer einmal den Fitness-Weg einschlägt, neigt dazu radikal zu werden.
Früher hieß es immer, dass Fortsetzungen doof seien. Man ließ da immer einige Ausnahmen zu, z.B. beim zweiten Teil des Paten oder eben bei Star Wars, wo Episode V einfach besser ist als Episode IV. Das liegt zum einen am Twist: Darth Vader ist Luke Skywalkers Vater. Ich war geschockt! Und dann auch noch dieser Cliffhanger: Han Solo in Carbonite eingefroren!
Aufgrund des Zitats zum Anfang dieses Absatzes hätte man nun natürlich allen Grund anzunehmen, dass dieser Award an die Sporternährungs-Sammlung von mir und meinem Anwalt Benicio del Toro gehen würde, aber hier nun der Twist: Den Text hatte ich mir abends auf dem Sofa notiert als Einleitung zu unserem Filial-Wettkampf mit Kettler World Tours 2.0. Dazu hatten sich vor einigen Wochen mehrere Teams aus unseren Filialen auf den Racer S geschwungen und sind online gegeneinander gefahren. Dabei ist mir aufgefallen, dass Kettler World Tours 2.0 nicht nur wesentlich besser als sein Vorgänger ist, sondern auch meine Erwartungen deutlich übertroffen hat. Daher erhält KWT 2.0 den Fortsetzungs-Award. Den Bericht über das Rennen habe ich dann leider verschwitzt. Buchstäblich. Das Rennen war so anstrengend, dass ich meine Notizen unleserlich geschwitzt habe. Journalistischer Anfänger-Fehler: Never be part of the story!
Magnolia-Award oder: das beste Ensemble
Magnolia ist einer der besten Filme aller Zeiten. Punkt. Magnolia ist der Film, in dem ich Tom Cruise nicht verachte. Das ist eine Auszeichnung höchster Güte.
Der Film hat so viele tolle Momente (Frösche), Schauspieler (Philip Seymour Hoffmann), Liebe zu geben (Quiz-Kid Donnie Smith), Zitate („Now that I’ve met you / Would you object to / Never seeing / Each other again“), Kamerafahrten (Die erste Fahrt durchs Fernseh-Studio) und und und … dass ja wohl auch ganz klar ist, dass der Preis nur an ein wirkliches großartiges Gerät gehen kann.
Da es sich außerdem um einen Ensemble-Film handelt, in dem es wirklich keinen einzigen Schwachpunkt gibt, ist ja wohl auch ganz klar, dass der Preis nur an ein Gerät mit unzähligen Möglichkeiten gehen kann.
Da es sich um einen dieser wenigen Filme handelt, die man sich immer und immer wieder ansehen kann, ohne dass er langweilig wird und man dabei sogar immer wieder neue tolle Details entdeckt, ist ja wohl auch ganz klar, dass der Preis nur an ein Gerät gehen kann, an dem man lange trainieren kann, ohne sich je zu wiederholen. An ein Gerät, das Einsteigern genauso viele Möglichkeiten bietet wie Functional Training-Cracks.
Mit einem Wort, das das Tatsächliche recht gut bezeichnet, wenn es auch etwas altmodisch ist: The Magnolia-Award goes to the HOIST Motioncage.
Der-Pate-Award oder: ein Angebot, das man nicht ablehnen kann
Im Sport-Tiedje Newsletter wird Euch regelmäßig das Angebot des Monats präsentiert. Es ist jedes Mal ein harter Kampf zwischen unseren Einkäufern und unserer Marketing-Abteilung, wenn um den Preis gefeilscht wird. Meistens gewinnt das Marketing und wir können den Preis noch ein kleines bisschen mehr drücken. Und ich, Don Christian, beteuere an dieser Stelle bei meiner Texter-Ehre, dass bei diesen Verhandlungen keine Pferde verletzt werden.
2001-Award oder: Irgendwie cool, aber ich verstehe es nicht
2001 ist genial. Da kommt man wohl nicht drum herum. Einige der bedeutendsten Szenen der Filmgeschichte kommen darin vor: Wie Frühmenschen zur Ouvertüre von Strauss’ Zarathustra das Werkzeug entdecken, um kurz darauf den ersten Sündenfall zu begehen. Wie Raumstationen in der Schwerelosigkeit einen Walzer zu tanzen scheinen. Oder wie ein Astronaut durch eine 8minütigen psychedelischen Farbenrausch fliegt, danach konsequent altert, um dann als Sternenkind wiedergeboren zu werden. Ohne Frage: cool. Aber ich verstehe es nicht. Vielleicht gibt es auch nichts zu verstehen.
Wir haben auch ein Fitnessgerät in unserem Shop, dass ich nicht verstehe. Ich habe es sogar ausprobiert und ich war begeistert, aber ich konnte auch danach nicht wirklich sagen, wofür es gut ist. Und als wäre es ein Wink des Schicksals, trägt es den gleichen Namen wie ein amerikanisches Weltraumprogramm: Apollo Inversionstrainer.
Kleinen Anmerkung am Rande: Natürlich weiß ich mittlerweile, dass das Gerät bei Rückenproblemen, z.B. einer Wirbelsäulenverkrümmung sehr hilfreich ist.
Und der goldene Fitness-Baum für das coolste Produkt geht an …
Christians Fitness Set aus einem früheren Blog Artikel zum Thema Fitness-Parcours am Morgen. Mein Boxing-Man heißt übrigens Heidegger. Genug gesagt.
Sehr geehrter ehemaliger Büro-Kollege, ich widme Ihnen den Magnolia-Absatz. Es ist gut zu wissen, dass es in der weiten Welt noch Menschen gibt, die diesen Film zu schätzen wissen!
Sehr geehrte Tiedjes und Tiedjinnen, es ist mir schon immer ein Genuss gewesen, diesen wohlfeilen Blog zu lesen. Doch was Ihr Mitarbeiter Christian Werner mit diesem außergewöhnlichen Posting vollbracht hat – nämlich die crossmediale, virtuose Verquickung von Fitnessgeräten und Cineastentum, bei der der Medienbruch zwar pulsierend unter Ausnutzung der vollständigen rhetorischen Klaviatur zelebriert wird, aber dennoch im gleichen Atem- nein! – Verschriftungszug wieder gekittet wird, um die Lesenden zu fesseln und dabei gleichermaßen wie durch einen guten alten Freund mit der Hand auf der Schulter zu belehren und nicht wie durch einen Lehrer zu unterrichten – gehört zum Besten was ich an dieser Stelle je las. Darauf einen Rotwein (0,7l) und 2-3 Teq-Shots!