Gerade als ich denke, dass mein Bauch doch tatsächlich flacher aussieht, wenn ich ihn einziehe, gerade als ich positive Ergebnisse vermelden möchte, gerade als ich mich mit den Geräten angefreundet habe und meinen Spaß, meine Motivation am Fitnesstraining finde, gerade also zu einem tollen Zeitpunkt kommt die Nachricht: Es ist vorbei!
Zugegeben, im Bauch-Einziehen hatte ich es schon vorher zu einiger Meisterschaft gebracht. Ich glaube, wenn es eine Weltmeisterschaft im Bauch-Einziehen gäbe, würde ich immer auf dem Treppchen stehen. Der Unterschied zwischen eingezogen und entspannt ist exorbitant. Dieser Unterschied kann sogar gemessen werden, das heißt dann: Spannung der Hemdenknöpfe. Da rächt es sich, dass ich mir jedes Mal, wenn ich etwas abgenommen habe, neue enge Hemden kaufe. Vermaledeiter Übermut. Aber damit ist es ja nun vorbei!
Good Bye old friend!
Denn Sarah sagt zu mir: „Es wird allmählich Zeit für Deinen neuen Trainingsplan.“ Von Natur aus mit nichts als Optimismus ausgestattet, freue ich mich total auf neue Übungen. Und dieses Mal hat Sarah mir Bilder auf den Plan gedruckt und die Übungen haben vertraute Namen. Kniebeuge steht da und Kreuzheben und Bankdrücken, auch das Dehnen ist aufgeführt. Ich kenne sie alle und trotzdem, nein, deswegen bin ich nicht mehr so glücklich. Denn das sind Übungen, die ich nicht kann. Nach dem dritten gescheiterten Versuch einer Kniebeuge gebe ich maulig zu verstehen, dass ich diese Übung ersetzen will. Ich kippe dabei jedes Mal fast um oder mache etwas mit dem Rücken falsch. Ich könnte es vielleicht lernen, ich könnte die Übung 30, 50 oder 100-mal mit Hilfsmitteln versuchen und mich am Schlingentrainer festhalten. Ja ich sollte das sogar, aber ich gebe mir diese Blöße nicht gerne.
Es interessiert wahrscheinlich niemanden, wie ich mich bei einer Kniebeuge abmühe. Ich fühle mich aber leider wie der letzte Horst, wenn ich vor der Kollegin aus dem Grafikbüro, der hübschen Eisverkäuferin, meinem Abteilungsleiter oder irgendeinem der sonstigen Gäste den schon längst verstorbenen Schwan gebe. Vielleicht ist das peinlich und unreif von mir, aber ich mag nun mal nicht gerne so gesehen werden. Daher ersetze ich die Kniebeuge zum Beispiel durch den Beinstrecker an der Kraftstation. Ist übrigens auch nicht einfach. Auch bei einigen anderen Übungen bin ich wohl etwas motzig. Vor allem bei Übungen vor dem Spiegel. So wenig ich von anderen gesehen werden will, will ich mich selbst dabei sehen. Aber es ist nicht gerade einfach, den Spiegeln auszuweichen.
Ich habe mir an diesem Tag die Übungen von Sarah nur erklären lassen. Einige davon hatten es in meinen Augen in sich. „Schonzeit ist vorbei“, sagt Sarah und ich wette dass schonen und schön irgendeine wortgeschichtliche Verbindung haben. Ich verspreche Sarah aber, am nächsten Tag weniger muffelig zu trainieren. Und das tue ich sogar! Denn nachdem sie mir die Übungen an den Geräten erklärt hat (Beinstrecker, Rudergerät, Trainingsmatte, Medizinball, Langhantel, Trizepsseil am Kabelzug, Dip-Station, Klimmzugstation mit Unterstützung und Hantelbank), ist es an der Zeit, den alten Trainingsplan mit einer kurzen Körperanalyse zu beerdigen.
Erfolg beflügelt
Und siehe da: vom zu Tode Betrübten wird Christian zum Himmelhochjauchzenden: 3 kg verloren und 3 % Körperfett abgebaut. Klaro könnte das besser sein, das könnte aber auch wirklich schlechter sein. Und Statistiken traue ich eh nicht mehr, seit ich weiß, dass Korrelationen keine Kausalitäten sind. Aber bis auf die Sporteinheiten habe ich nichts in meinem Leben umgestellt, das stärkt doch die Vermutung, dass der Sport mir hilft. Mit dieser Motivation habe ich dann wie versprochen am nächsten Morgen trainiert, selbst die mir äußerst unangenehmen Übungen habe ich gemacht. Das Ausdauertraining zum Abschluss habe ich noch auf ein höheres Level gehoben und mache da nun Intervalltraining. Das solle mehr bringen, hat man mir gesagt. Ich bin guter Dinge und es macht tatsächlich mehr Spaß, wenn man einen Erfolg sieht.