Von einigen Erfahrungen mit meiner Unsportlichkeit, unter die ich heute den Schluss-Strich setze, habe ich letzte Woche bereits berichtet. Ich wollte mir das aber lieber noch einmal wissenschaftlich fundiert und schwarz auf weiß geben lassen. Vielleicht bin ich ja doch sportlich, nur dass ich nichts davon weiß. Also habe ich letzte Woche eine Sport-Tiedje Fitness-Analyse gemacht.
Die Fitness-Analyse ist ein Service, den Sport-Tiedje in den meisten seiner Filialen anbietet. Dabei wird das allgemeine Fitness-Level bestimmt und am Ende errechnet das Test-Programm sogar das biologische Alter. Unsere Sportwissenschaftlerin Sarah erklärt mir: „Dein biologisches Alter kann von Deinem kalendarischen Alter abweichen, das wird nämlich durch Deinen Geburtstag bestimmt. Übrigens nicht durch den Tag, den Du normalerweise als Geburtstag angibst.“ Das war frech, aber leider wohl auch sehr wahr. Die 29 Jahre, die ich seit mittlerweile 5 Jahren alt bin, muss ich nach der Fitness-Analyse wohl ein wenig anpassen. Die Daten der Fitness-Analyse sind selbstverständlich vollkommen vertraulich und nur dem Tester und dem Getesteten bekannt. Ich mache heute aber eine Ausnahme und gebe einige Details meiner Auswertung preis.
Die Fitness-Analyse dauert zwischen 30 und 45 Minuten und wird von einem speziell geschulten Sport-Tiedje Mitarbeiter durchgeführt. Bei mir war das Sarah. Es beginnt mit einigen ganz harmlosen Fragen. Gut, bei Arztbesuchen oder der sportlichen Aktivität stehe ich natürlich nicht glänzend da, aber das Rauchen habe ich zum Glück schon vor einiger Zeit aufgegeben. Danach wird die Körperzusammensetzung gemessen. Meine Körperwerte seinen ganz okay, sagt unsere Fitnessanalyse. Natürlich kann man da noch viel optimieren – 3% Körperfett machen wir erst mal weg, wird mir von Sarah versichert, die Werte lägen aber im grünen Bereich. Das steht auch am Ende in meiner Auswertung: Im Ampelschema leuchtet es bei meiner Körperzusammenzusetzung grün. Erfolg!
Dann darf ich die Waage verlassen und mich auf den Sessel setzen. Dieser Teil der Fitness-Analyse gefällt mir. Sarah legt mir eine Manschette um den Arm und misst Blutdruck. Mein Blutdruck sei vollkommen okay, erstaunlich gut sogar, sagt sie, schiebt aber noch nach: „Wenn man Deinen Lebenswandel berücksichtigt.“ Der Puls allerdings … sie nennt es: „Nun ja.“ Nun ja? Nun ja sagt mir nicht zu. Aber am „Nun ja“ arbeite ich nun ja auch. Aber alles in allem habe ich bis jetzt ganz gut abgeschnitten. Vielleicht bin ich doch sportlich, vielleicht muss ich doch keinen Sport machen? (Diesen Text lesen Sie übrigens mit freundlicher Unterstützung von Sport-Tiedje Fitness-Analyse.)
Doch ich muss! Nach den allgemeinen Körperwerten kommen nämlich die Tests zur körperlichen Leistung: Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Kraft. Den Ausdauer-Test mag ich noch. Den kann ich nämlich im Sitzen absolvieren. Es handelt sich um den Polar OwnIndex© Fitnesstest, dies ist ein passiver Ausdauertest, der in völliger Ruhe durchgeführt wird. Dabei wird die Herzfrequenz-Variabilität gemessen. Das ist die Abweichung von einem absolut gleichmäßigen Puls. Mein Puls ist wohl nicht sonderlich gleichmäßig, denn in meiner Auswertung heißt es: „Im Vergleich zu anderen Personen gleichen Alters und Geschlechts ist dieser Wert als unterdurchschnittlich einzustufen.“ Hmpf! Das „unterdurchschnittlich“ ist tatsächlich fett gesetzt.
Als nächstes wird die Koordination getestet. Dafür steige ich auf eine MFT-Challenge-Disc. Das Ergebnis: unterdurchschnittlich. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass ich wirklich denkbar knapp an der Grenze zu den Normwerten gekratzt habe. Ganz anders sieht das beim Beweglichkeitstest aus, da kann von Kratzen leider nicht die Rede sein. Als Sportwissenschaftlerin hat Sarah schon ziemlich viele Fitness-Analysen bei uns durchgeführt. Ihr Kommentar zu meinem Abschneiden beim Beweglichkeitstest ging in etwa so: „Christian,“ und das sagt sie in einem Tonfall, den ich sonst nur von meiner Mutter kenne und der irgendwo zwischen Entsetzen, Enttäuschung und Unglauben liegt, „Christian, Du bist der erste Getestete, der außerhalb der Skala liegt.“ Und ich gebe zu: Beweglichkeit ist nicht unbedingt mein Steckenpferd. Wo andere Menschen ihre Wohnungen nach den Prinzipien von Feng Shui oder Ordnung oder Stil einrichten, richte ich meine Wohnung nach einem Prinzip ein: Bewegungsökonomie. In meinem Bücherregal stehen Benjamin von Stuckrad-Barre und die expressionistische Dramatik ganz unten. Ganz einfach weil ich weiß, dass ich mich niemals wieder nach diesen Büchern bücken werde.
Beim Krafttest muss ich vier Übungen absolvieren: Crunches, Liegestütz, Zugkraft und Wandsitzen. Mit großem Stolz kann ich verkünden, dass ich bei der Zugkraft gute und bei den Liegestütz immerhin durchschnittliche Werte erreichen konnte. Bei den anderen beiden habe ich wieder diesen Tonfall gehört.
Am Ende des Testes habe ich es dann schwarz auf weiß: Ich sollte mich ganz dringend mehr bewegen. Aufmunternd heißt es im Schlussbericht, dass ich die „Sport-Tiedje Fitness-Analyse erfolgreich gemeistert“ habe, allerdings sagt mir dieser Bericht auch, dass mein biologisches Alter 5 Jahre höher ist als mein kalendarisches Alter. Das heißt weiter, dass mein biologisches Alter 10 Jahre höher ist als das Alter, das ich gewöhnlich angebe. Das ist kein berauschendes Ergebnis, das ist eher ein Tritt in einen Hintern, der zu viel auf dem Sofa sitzt. Aber ich glaube auch, dass das ein guter Motivator ist. Ich mache zwar meine kleinen Scherze über meine Bequemlichkeit, aber ich weiß nun auch, dass ich daran ein wenig arbeiten sollte.
Sarah hat mir einen Trainingsplan auf der Basis meiner Testergebnisse erstellt. Der liegt jetzt gerade vor mir. Sieht ganz übersichtlich aus. Machbar? „Ja, das passen wir schon so an“, sagt Sarah, „aber schwitzen wirst Du schon.“ Habe ich mir gedacht. In 20 Minuten fahre ich los zu meinem ersten Training im Fitness-Studio. Sarah wartet schon. Ich bin gespannt.